Karl Marx hatte gerade in Brüssel sein „Kommunistisches Manifest“ veröffentlicht und wollte nun konkret seine dort propagierten Thesen der „Herrschaft des Proletariats“ umsetzen. Er war überzeugt, dass die rund 9 600 Wörter des „Kommunistischen Manifests“ die Welt stärker und nachhaltiger verändern würden als alle Gebete, Gebote und Gesetze, mehr als das ‚Vaterunser mit seinen56 Wörtern, die ‚Zehn Gebote‘ mit ihren 297 Wörtern oder die ‚Amerikanische Unabhängigkeitserklärung‘ mit ihren 300 Wörtern. Aber die Politiker in Brüssel hatten kein Interesse und so musste er wieder mal fliehen und einen neuen Ort suchen, von wo aus er frei agieren konnte. Er reiste nach Köln, gründete dort zusammen mit Friedrich Engels die Neue Rheinische Zeitung, die mehr als ein Informationsblatt war. Sie war Programm.
Die Redaktion fand Räume in der Straße An St. Agatha Nr.12, später Unter Hutmacher Nr.17.
Nur ein paar Gassen und Straßen weiter, im Hause Trankgasse Nr.23, agierte eine andere Gruppe, um die Welt zu verändern. Die großen rheinischen Kaufleute, Unternehmer und Bankiers wie Gustav Mevissen, David Hansemann, Ludolf Camphausen, Abraham Oppenheim und Ludwig Deichmann dachten nicht daran, ihre Banken Versicherungen und Unternehmen zu verstaatlichen, sie gründeten die erste Aktienbank , den Prototyp des Kapitalismus.
Nein, nicht in Paris, London oder Frankfurt, wo die Nationalversammlung tagte, nicht in New York oder Moskau entstanden die zwei unterschiedlichen Zukunftsmodelle, sondern in Köln wurden die tragenden politischen, ökonomischen und kulturellen Systeme entwickelt: Kapitalismus und Sozialismus. Die einen wollten die Herrschaft des Proletariats, d9ie anderen die Aktienbank, das Symbol des Kapitalismus.
In Köln wurde eine der größten Chancen der Menschheit verpasst. Hätten Karl Marx, Friedrich Engels und die rheinischen Kaufleute miteinander kommuniziert und vielleicht ein gemeinsames „Manifest“ erarbeitet und veröffentlicht – vielleicht wären damit die Voraussetzungen für eine friedliche Welt geschaffen worden.
Der rheinländische Kapitalismus, die Marktwirtschaft und letztlich auch die Demokratie setzten sich in den meisten westlichen Ländern durch, während der Sozialismus/ Kommunismus in Russland, China und einigen anderen Staaten den Menschen Wohlstand versprachen.